Samstag, 14. Februar 2015

The Forest

Survival games sind ja immer so eine Sache. Auf der einen Seite gibts meist keine großartige Story, was mir eigentlich bei Videogames sehr wichtig ist. Auf der anderen Seite kann man sich in den besseren Vertretern des Genres fast genauso kreativ austoben wie damals als man mit Legosteinen seine eigene Welt gebaut und mit Fantasie-Figuren bevölkert hat, die dann Kriege geführt oder den König der Mensch-ärgere-dich-nicht Figuren entführt haben.
The Forest von Endnight Games ist einer der besseren Titel, noch im Early Access aber man kann schon sehr viel machen. Die Grafik auf Basis der Unity-Engine sieht wunderschön aus, selbst auf meiner 6 Jahre alten Gurke von Spiele-PC und es gibt in der aktuellen Version 0.13b nicht allzuviele game-breaking bugs. Die Entwickler schieben in regelmäßigen, recht kurzen Abständen Updates raus, die neue Features implementieren und alte Bugs beheben. Bei ernsthaften Problemen wie nicht mehr funktionierenden Savegames gibts auch schonmal den ein oder anderen Hotfix. Für ein Indie-Studio ist das Spiel auf einem unglaublich hohen technischen Niveau, nicht vergleichbar mit anderen Vertretern ihrer Zunft, z.B. den Entwicklern von Rust, die es immer noch nicht hinbekommen dass ihre neue Engine auf zeitgenössischen PCs auch nur halbwegs flüssig läuft, weswegen praktisch jeder, der das Spiel spielt dies im Legacy-Modus tut, wo es wenigstens so in etwa flüssig läuft, dafür aber auch scheisse aussieht. Aber ich schweife wieder ab.
Da die Prämisse des Spiels das schon fast von mir fordert, werde ich meine Eindrücke anhand eines Survivor-Diaries schildern und habe auch vor nicht mit Screenshots zu geizen. Es gibt immerhin praktisch keine Story die ich damit spoilern würde und so Tagebücher scheinen ja der neue buzz zu sein bei Survival games. :D
Also, bitte anschnallen, die Hände während der Fahrt... ach nee, falscher Film. Nun, es geht jetzt jedenfalls los.


Tag 1 - Der Absturz

 

Junior schläft
  
Ohne Front fliegt sichs schlecht
Ich sitze im Flugzeug mit meinem kleinen Sohn auf dem Sitz neben mir. Plötzlich gibt es einen Knall und der vordere Teil des Flugzeugs löst sich auf und gibt die Sicht auf den sternenklaren Himmel frei. Wir stürzen ab! In der Front werden die Baumwipfel eines Waldes sichtbar, immer tiefer sinkt das Wrack unseres Flugzeugs dem Wald entgegen. Dann der Aufprall, es wird dunnkel. Als ich wieder zu mir komme liege ich im Gang des Fliegers und mein Sohn liegt vor mir. Über ihm die Gestalt eines großen, glatzköpfigen Wilden mit bemaltem Gesicht, der nur einen fusseligen Lendenschurz trägt. Er hebt den Kleinen auf und trägt ihn weg, ich kann nur den Kopf bewegen. Wieder wird es schwarz und nachdem ich erneut aufgewacht bin sehe ich dass ich blutig bin, aber immerhin kann ich mich bewegen. Es ist Tag, ich beginn mich im Flugzeug umzusehen und entdecke im hinteren Teil jede Menge Fusel und Cola, die ich einsammle. Außerdem liegen auf dem Boden einige Pillendosen und ich finde einen Schrittzähler. Ich esse einige der Mahlzeiten die in der Kabine verteilt sind um mich zu stärken und sammle die Axt ein, welche in der Brust einer Stewardess am offenen Ende des Wracks steckt. So ausgerüstet verlasse ich das Flugzeug um mich auf die Suche nach meinem Sohn zu machen.
Aber ersteinmal schaue ich mich in der unmittelbaren Umgebung des Flugzeugwracks um und sammle alles ein was irgendwie nützlich sein könnte. Einige größere Steine, eine Aloe Vera Pflanze, ein paar Blätter. Beobachtet werde ich dabei von einem Waschbärpärchen und einem Kaninchen, die sich allerdings aus dem Staub machen sobald ich mich ihnen nähere. Eine Spinne krabbelt vor mir über den Boden und ich höre Vögel zwitschern. Eigentlich ein recht idyllisches Örtchen hier, nur ein wenig menschenleer.
Ich schlage mit meiner Axt einige der verstreut herumliegenden Koffer auf und sammle mehr Schnapsflaschen und Medizin ein. Auch sammle ich einige kleinere Stöckchen auf, daraus lässt sich bestimmt eine Art Unterstand basteln, denke ich bei mir. Die Platinen, die an der Seite des Wracks an einer Tür hängen, können bestimmt auch einmal nützlich sein. All das wandert in meinen Rucksack ohne dass ich mir große Gedanken mache wie ich das ganze Zeug gebrauchen soll.
Ich beschließe mir am Rand der Lichtung ersteinmal einen Behelfsunterstand zu bauen um einen Platz zum schlafen zu haben und ein Feuer zu machen. Nur wie vorgehen, dass ist die Frage. Ich schlage also mein Überlebenshandbuch auf und lese etwas über die Survival Grundlagen. Das schlaue Buch schlägt mir vor einen Jagd Unterstand zu bauen, wozu ich einige Stöckchen und Steine brauche und ein paar Baumstämme. Ich platziere also den Grundriss meines zukünftigen Unterstandes an einer angenehmen Stelle und will gerade anfangen einen Baum umzuhacken als mir am Waldrand eine gebückt dastehende Figur auffällt. Also ist die Insel doch nicht völlig menschenleer. Ganz offensichtlich handelt es sich nicht um einen weiteren Überlebenden, die Frau ist fast nackt und sieht mich genauso überrascht an wie ich sie. Ich beschließe auf sie zuzugehen und zu versuchen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht können mir die Eingeborenen bei der Suche nach meinem Sohn behilflich sein.
Sie jedoch flieht bei meiner Annäherung mit einer beachtlichen Geschwindigkeit auf allen Vieren in den Wald und beobachtet mich aus sicherer Entfernung. Weil das Wetter schlechter wird entschließe ich mich dazu meinen Unterstand weiter zu bauen und zu versuchen ein Feuer zu machen, da es hier bestimmt nachts kalt wird. Die Wilde beachte ich nicht weiter, sie scheint mir keine Gefahr zu sein.
Ich fälle einen Baum und beginne die zersägten Stämme zu meiner Baustelle zu tragen, als plötzlich und ohne Vorwarnung irgendetwas mich von hinten anspringt und mir eine langt dass es mich fast umhaut. Was zur Hölle... denke ich und drehe mich mit den Baumstämmen auf der Schulter wild im Kreis um herauszufinden was mich angegriffen hat. Aber die Stämme verdecken mir die Sicht und ich bekomme noch einen Schlag ab, also lasse ich sie fallen und sehe mich nocheinmal um. Da ist die Frau die eben noch so ängstlich schien mit verzerrtem Gesicht und springt mich schon wieder an. Ich weiche im letzten Moment aus und sie läuft ins Leere. Ich drehe mich zu ihr um als sie schon wieder im Begriff ist mich anzugreifen und hebe meine Axt um sie abzuwehren. Das funktioniert, sie prallt von meiner Axt ab, zieht sich etwas zurück und sieht mich lauernd an. Na warte du Bitch, dir werd ichs zeigen. Ich laufe auf sie zu und schlage mit der Axt auf sie ein in der Hoffnung sie zu vertreiben. Sie zieht sich schreiend weiter zurück und verliert einen Zahn, den ich als Trophäe einsammle ohne mir viel dabei zu denken. Dann ein erneuter Angriff, ich bekomme die Axt nicht schnell genug nach oben um sie abzublocken und verliere gut ein viertel meiner Gesundheit. Ein viertel der Anzeige ist noch übrig, in dem Tempo kann ich nicht mehr viele Treffer einstecken. Ein weiterer Schlag trifft mich und alle Farbe wird aus der Welt gesogen, ich merke wie es mir wieder schwarz vor Augen wird. Also ziehe ich schnell eine Pillendose aus meinem Rucksack und schlucke den kompletten Inhalt. Sofort geht es mir besser, die Farben kehren in die Welt zurück und jetzt bin ich wütend. Ich laufe auf die Wilde zu und schlage abwechslend mit der Axt auf sie ein und wehre ihre Angriffe ab bis sie zu Boden fällt und sich nicht mehr rührt. Zur Sicherheit lege ich nocheinmal nach und schlage mit der Axt auf den bewegungslosen Körper ein. Keine Reaktion, die Frau ist tot. Ich sammle noch einen Zahn von ihr ein und sehe mir den Leichnam etwas genauer an. Einem dunklen Impuls folgend schlage ich der Leiche den Kopf und die Extremitäten ab und sammle diese ebenfalls ein. Das wird diese Wilden lehren denke ich mir. Den verstümmelten Torso werfe ich mir über die Schulter und trage ihn zu meiner Baustelle, wo ich ihn erst einmal in die Büsche werfe.

Der Feigling versteckt sich im Baum
Der Kampf hat mich hungrig gemacht und ich bin von oben bis unten mit Blut beschmiert. Ich sehe mich um und entdecke in der Nähe des Unterstands einen Busch mit weissen Beeren. Ich esse einige davon, aber sie schmecken zum Kotzen und füllen mir auch nicht wirklich den Magen. Ich brauche etwas anderes zu essen, also mache ich mich auf zurück zum Flugzeug um die Reste der in-flight-Mahlzeiten zu essen. So gestärkt baue ich meinen Unterstand fertig und enzünde ein kleines Feuer aus Blättern und kleinen Zweigen. Als ich mich gerade auf die Suche nach mehr essbarem, vielleicht ein Kaninchen, machen will taucht ein weiterer Wilder aus dem Wald auf und läuft auf mich zu, nur um im letzten Moment einen Haken zu schlagen und mit atemberaubender Geschwindigkeit auf einen Baum zu klettern. Er hüpft eine Weile von einem Baumstamm zum nächsten, nur um mich dann plötzlich doch anzugreifen. Aber diesmal bin ich vorbereitet. Ich blocke seinen Angriff mit der Axt und gebe ihm zwei Schläge auf den Kopf mit auf den Weg. Er landet einen Treffer und ich lande drei weitere auf seinem Schädel. Verdammt, diese Biester sind stabil, denke ich und prügele weiter auf ihn ein bis er schließlich umfällt. Ich schlage auch diesem Leichnam den Kopf ab und stelle fest, dass mein Rucksack zu klein ist für eine weitere Trophäe. Scheiss drauf, bleibt der Schädel eben liegen.
Es wird so langsam dunkel im Wald. Ich beschließe mich erst schlafen zu legen wenn ich etwas mehr essbares gefunden habe und mache mich auf die Suche in der näheren Umgebung.
Ich stolpere im Dunkeln durch den Wald und finde eine Lichtung mit einem kleinen Teich. Ein Angelspeer steckt im Wasser, den ich einsammle, aber ich kann keine Fische entdecken. Ich komme an einem weiteren Beerenstrauch vorbei, diesmal mit blauen Beeren. Ich teste einige davon und sie sind genießbar und geben mir etwas Energie und füllen meinen Magen wenigstens ein bisschen. Bei der weiteren Suche entdecke ich einen Iguana. Die langsame Echse ist leichte Beute für mich und meine Axt. Ich häute das Tier und packe alles in meinen Rucksack bevor ich mich auf den Rückweg mache. Unterwegs werde ich noch einmal von einem dieser seltsamen Wilden angegriffen, kann ihn aber trotz (oder gerade wegen?) der Dunkelheit in die Flucht schlagen. Wieder in meinem Lager angekommen grille ich mir ein Echsenschnitzel und wärme meine kalten Knochen auf.
Als ich mir gerade überlege dass es Zeit wird mich schlafen zu legen taucht am Waldrand eine ganze Gruppe der seltsamen Wilden auf, mindestens fünf zähle ich. Einer trägt eine Fackel und einer scheint eine Taschenlampe zu haben. So lange die Typen einzeln auftauchen sind sie kein größeres Problem, aber mit einer ganzen Horde werde ich mit meiner Axt allein doch nicht gegen sie ankommen, denke ich während die Prozession an mir vorbei zieht ohne mich zu beachten. Ich beschließe am nächsten Morgen eine strategisch bessere Stelle für mein Lager suchen zu gehen und mich besser auszurüsten bevor ich mich auf die Suche mache.
Auf die Suche mache... nach was denn? Ich überlege was ich denn hier eigentlich vermisse, ich habe einen Unterschlupf, ich habe Feuer gemacht, etwas essbares gefunden und diesen abartigen Wilden gezeigt wo der Hammer hängt. Der Wald war gut zu mir. Ich bin stark, der Wald ist mein Freund, was will ich mehr. Dann fällt es mir plötzlich wieder ein, das Bild meines Sohnes der von dem bemalten Ungeheuer weggetragen wird. Sie haben mir mein Kind gestohlen, diese Wilden und ich werde es mir zurückholen, koste es was es wolle. Und wenn ich die ganze Bande mit Stumpf und Stiel ausrotten muss, ich werde Rache üben. Der Wald wird mir beistehen. Ich schlafe beim beruhigenden Knacken des Feuers ein.

Flugzeugpasssagiere - gut abgehangen
Als ich wieder aufwache ist es immer noch dunkel, ich höre mehr als dass ich es sehe, dass sich mehrere Gestalten um mich herum bewegen. Ich springe auf und krame nach meinem Feuerzeug. Wäre ich doch nur nicht beim Flugzeug geblieben denke ich als mich ein Schlag von hinten trifft. Im trüben Licht des Feuerzeugs kann ich eine Gestalt ausmachen, die von vorne auf mich zuspringt. Ich hebe meine Axt um den Schlag abzuwehren, aber ich bin zu langsam. Ein weiterer Schlag von hinten und die Welt um mich herum versinkt in Finsternis. Als ich wieder zu mir komme und mein Feuerzeug anmache, stelle ich fest dass ich mich in einer Höhle befinde. Meinen Rucksack und meine Axt hat man mir demwaldseidank nicht weggenommen. Von der Decke baumelt eine ganze Armee von Leichen, die nicht aussehen als gehören sie zu den wilden Ungeheuern, die mich hierher verschleppt haben. Sie tragen normale Kleidung und haben normale Frisuren, soweit sie noch ihre Köpfe haben. In einer anderen Ecke hängen zig Finger an Schnüren von der Decke und am Boden liegt jede Menge Kleingeld, dass den armen Teufeln, die von der Höhlendecke baumeln aus den Taschen gefallen sein muss. Ich finde auch einige Armbanduhren und einen Schokoriegel, den ich gierig verschlinge. In einer Ecke stehen zwei Tische mit Leichenteilen und ein paar Trays aus der Flugzeugküche, wie ich annehme. Ohne groß zu überlegen esse ich die kalte Fertigpampe auf den Essens-Trays und stecke zwei Pillendosen ein, die ich ebenfalls dort finde. Aus der Echsenhaut aus meinem Rucksack und einigen Blättern bastele ich mir eine provisorische Tarnrüstung zusammen und hoffe, dass diese mir wenigstens ein wenig Schutz bieten wird vor den Angriffen der Wilden. Gestärkt und in der Hoffnung, dass der Wald mir beistehe mache ich mich daran die Höhle zu erkunden und nach einem Ausgang zu suchen. Unterwegs finde ich noch eine Leuchtpistole und einige Flares, die mir sicher noch von Nutzen sein werden.

Es scheint als wären die Eingeborenen Kannibalen
Nach stundenlangem Herumirren in der dunklen Höhle habe ich endlich einen Ausgang gefunden, ein Seil an dem ich nach oben hinausklettern konnte. Am Boden unter dem Seil fand ich einen zerbrochenen Spielzeugroboter, der mich seltsam berührte. Ich weiss nicht warum, aber ich habe das Spielzeug einmal eingesteckt. Wer weiss wozu es noch einmal gut sein wird. Wenn ich mich doch nur erinnern könnte warum mir dieses Ding so wichtig erscheint...
Als ich aus der Höhle heraustrete ist es heller Tag und ich bin am Strand einer Lagune. Dieser Platz scheint mir so gut wie jeder andere um meine Basis zu errichten. Nah am Wasser muss ich nur von drei Seiten eine Verteidigungslinie aufbauen. Aber da fällt mir auf der anderen Seite der Lagune eine Hütte auf. Verdammt, denke ich mir, die sind aber auch überall. Ich mache mich also auf den Weg am Wasser entlang um die Gegend ein wenig zu erkunden. Aus mehreren Echsenhäuten und einem ganzen Haufen Blätter mache ich mir eine leidlich gute Tarnrüstung und schmiere mich zusätzlich noch mit Matsch ein um auch meinen Geruch zu überdecken. Wer weiss wie die Sinne dieser Abscheulichkeiten funktionieren, wenn sie schon rennen können wie die Hasen, dann können sie vielleicht auch meine Witterung aufnehmen. Lieber kein Risiko eingehen.
Hier ist es schön, hier bleibe ich. Ich baue mir einen Unterstand und lege mich nochmal schlafen.

Fortsetzung folgt...


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