Montag, 22. Juni 2015

Mein Ur-Großvater war Neandertaler...

Der Typ links könnte ein Cousin von meinem Grundschulrektor sein - und der
Kerl im Hintergrund ist vrmtl. der Bruder vom Slender-man (Bild: Wikipedia)
...und deiner auch.

Eine Studie des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig unter Leitung des Evolutions-Genetikers Svante Pääbo hat das erste Mal beweisen können, dass sich unsere frühen Vorfahren auf dem Weg aus Afrika nach Europa mit den dort bereits seit Jahrtausenden ansässigen Neandertalern gekreuzt haben. Bekannt war bisher, dass sich die ersten Einwanderer aus Afrika im mittleren Osten vor rund 50.000 bis 60.000 Jahren mit den Neandertalern vermischten.

Es muss also eine Zeit gegeben haben, in der die ersten modernen Menschen die in Sibirien ankamen mit den Neandertalern ein, ähm, sehr enges Bündnis eingingen. Und nach den neusten Erkenntnissen hat sich diese "Zusammenarbeit" in Europa einige Jahrtausende später, vor etwa 40.000 Jahren, wiederholt. Somit haben moderner Mensch und Neandertaler in Europa für mindestens 5.000 Jahre Seite an Seite gelebt, bevor die Neandertaler dann vor etwa 35.000 Jahren endgültig ausgestorben sind.

Fun fact: Ich habe ja schon in der Grundschule gewusst, dass Homo Sapiens und Homo Neanderthalensis sich gekreuzt haben müssen. Unser Rektor und Deutsch-/Musik-/Sachkundelehrer damals war nämlich mit Sicherheit in direkter Linie von einem Neandertaler abstammend und da waren wir Knirpse uns damals alle einig. Nicht dass er sich wie ein Troklodyt verhalten hätte (obwohl seine komische Angewohnheit, die Mädchen aus unserer Klasse auf seinem Schoß sitzen zu lassen wenn sie brav waren schon etwas Höhlenmensch-artiges an sich hatte, aber eher im übertragenen Sinn). Vielmehr sah der Mann aus wie ein Neandertaler; haarig wie ein Gorilla, buschige Augenbrauen, fliehende Stirn, ausgeprägte Mundpartie, flache Nase und alles. Schön dass die Wissenschaft dies jetzt 33 Jahre später bewiesen hat...

Aber mal ganz im Ernst, hätte ich die Möglichkeit eine Zeitreise zu machen, die Zeit als die ersten modernen Menschen in Europa ankamen wäre ganz oben auf meiner Liste an Epochen, die ich gerne besuchen würde. Ich stelle es mir immens interessant vor die Entstehung des menschlichen Sozialverhaltens aus nächster Nähe beobachten zu können und zuzusehen wie sich die Menschheit als reine Jäger und Sammler verhalten haben. Douglas Adams schrieb ja in "per Anhalter durch die Galaxis":
"Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren. Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen."
Mir persönlich ist es im Ozean zu nass, um auf einer Zeitreise-Tour in dieser Zeit einen Halt einzulegen, dann doch lieber etwas später, als die Menschen mit den Neandertalern geschnackselt haben... [via the Guardian]

2 Kommentare:

  1. Zum schönen Thema "Zeitreise": Wir sollten heilfroh sein, dass unsere kapitalistischen Freunde über diese Möglichkeit nicht verfügen. ;-) Vielleicht kennst Du beispielsweise den Roman "Der letzte Tag der Schöpfung" von Wolfgang Jeschke, in dem exemplarisch und sehr eindrücklich beschrieben wird, was die habgierige Bande vermutlich anstellen würde, wenn sie über dieses Instrument verfügte?

    Im Übrigen halte ich persönlich es in dieser Hinsicht ganz mit Erich Kästner, der schon 1932 in seinem Gedicht "Die Entwicklung der Menschheit" befand:

    Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt,
    behaart und mit böser Visage.
    Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt
    und die Welt asphaltiert und aufgestockt,
    bis zur dreißigsten Etage.

    Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn,
    in zentralgeheizten Räumen.
    Da sitzen sie nun am Telefon.
    Und es herrscht noch genau derselbe Ton
    wie seinerzeit auf den Bäumen.

    Sie hören weit. Sie sehen fern.
    Sie sind mit dem Weltall in Fühlung.
    Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern.
    Die Erde ist ein gebildeter Stern
    mit sehr viel Wasserspülung.

    Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr.
    Sie jagen und züchten Mikroben.
    Sie versehn die Natur mit allem Komfort.
    Sie fliegen steil in den Himmel empor
    und bleiben zwei Wochen oben.

    Was ihre Verdauung übriglässt,
    das verarbeiten sie zu Watte.
    Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest.
    Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest,
    dass Cäsar Plattfüße hatte.

    So haben sie mit dem Kopf und dem Mund
    Den Fortschritt der Menschheit geschaffen.
    Doch davon mal abgesehen und
    bei Lichte betrachtet sind sie im Grund
    noch immer die alten Affen.


    Liebe Grüße!

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    1. Das Buch von Jeschke kenne ich nicht, klingt aber sehr interessant. Kästners Gedicht kenne ich auch und das passt wie die Faust aufs Auge :-)

      Gruß zurück!

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