Dienstag, 5. April 2016

Panama-Papers, oder die modernen Menschenopfer

Der Wicker-Man
Menschenopfer waren in früheren Zeiten nichts ungewöhnliches. In der ganzen Welt wurden aus den unterschiedlichsten Gründen Ritualmorde begangen. In der griechischen Mythologie tötete Agamemnon zum Beispiel seine eigene Tochter um von den Göttern günstige Winde für seine Reise nach Troja zu bekommen. In Ägypten wurden ganze Hofstaaten mit ihren verstorbenen Pharaonen zusammen beerdigt um ihnen im Leben nach dem Tod weiter dienen zu können. Die Japaner brachten Hitobashira (Menschenopfer) dar um Flussgötter zu besänftigen damit sie unbehelligt von deren Zorn Brücken bauen konnten. In mittelamerikanischen Kulturen wurden Menschen rituell getötet um die Götter gnädig zu stimmen und in Europa versenkte man die Opfer in Mooren.

Ritualmorde wurden Jahrhunderte-, wenn nicht Jahrtausendelang aus vielfachen Gründen überall begangen. Egal ob es darum ging eine gute Ernte zu erhalten, einen Krieg zu gewinnen oder große Bauwerke zu errichten, die Götter brauchten ihre Opfer und alles geschah "zum Besten der Gesellschaft". Das ist soweit nichts Neues, allerdings fragt man sich als moderner, "zivilisierter" Mensch ja schon, warum das geschah.


Es gibt da eine Theorie die besagt, dass die jeweils herrschenden Kasten durch diese Menschenopfer ihre Macht festigten und überhaupt erst das Entstehen von komplexen, hierarchischen Gesellschaftsstrukturen ermöglichten. Denn es wurden in der Regel natürlich nicht Priester von anderen Priestern oder Pharaonen von anderen Pharaonen geopfert, sondern es wurden irgendwelche armen Schweine (normalerweise aus einer sozial schwachen Kaste, wie die Diener der Pharaonen z.B.) ausgesucht, die man dann opferte. So konnten die jeweils Mächtigen den jeweiligen Untertanen dann klarmachen, dass die Unterdrückung gottgewollt ist und das die Götter auf Seiten der Mächtigen sind.

Heutzutage werden ja eher selten wirkliche Ritualmorde begangen, aber die Praxis der Menschenopfer scheint immer noch präsent in der Gesellschaft. Ich denke da, um nur ein Beispiel zu nennen, an Figuren wie Uli Hoeneß der, als zu Geld gekommener Emporkömmling, geopfert wurde um uns armen Deppen zu zeigen dass das System funktioniert und auch "die da oben" nicht sicher sind vor Strafverfolgung. In Wirklichkeit ist das natürlich Schwachsinn, denn Hoeneß war nie einer von "denen da oben" und seine (wirtschaftliche) Existenz war auch nie bedroht. Bei den Panama-Papers ist es genau das Gleiche. Da kommt jetzt raus was jeder mit mehr als einer halben Hirnzelle eh schon immer weiß, nämlich dass die korrupte Elite sich einen Scheiß um geltende Gesetze schert und ihre Vermögen da in Sicherheit bringen wo es am günstigsten für sie ist. Aber anstatt diese Steueroasen einfach abzuschaffen, wird das ein oder andere Bauernopfer dargebracht und der Rest der feinen Gesellschaft macht woanders genauso weiter wie gehabt.

Der Typ der die Daten geleakt hat hätte diese mal besser nicht an die SZ weitergegeben, denn die stecken so tief im After des Establishments dass sie schon fast wieder oben raus kommen. Folgerichtig machen die "investigativen Journalisten" auch nicht die ganzen Daten öffentlich, sondern treffen eine Vorauswahl die, oh Wunder, sehr gut ins aktuelle Narrativ passt. Und um dem ganzen die Krone aufzusetzen werden die Daten natürlich nicht an Strafverfolgungsbehörden weitergegeben. Wo kämen wir da auch hin.

Diese moderne Form des Menschenopfers dient IMHO, genauso wie ihr historisches Vorbild, nur dazu die Klassenstrukturen zu festigen. Es ist zum kotzen.

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