Archer

Archer ist IMHO die beste Animationsserie die die Amis gemacht haben seit der obergeniale King of the Hill abgesetzt wurde. Die Show spielt in einer Parallel-Realität mit cold-war-feeling und Technik aus den 60ern, aber irgendwie gibt es auch Handys und jede Menge Bezüge zur gegenwärtigen Popkultur (Danger Zzooone!) und Politik. Es geht um den privaten Geheimdienst ISIS, nicht zu verwechseln mit den fusselbärtigen Terror-Spinnern im Nahen Osten, und dessen großartigen Geheimagenten Sterling Archer (H. Jon Benjamin), mit dem nicht ganz so männlichen Codenamen Duchess. Archer ist sexistisch, neurotisch und durch und durch politisch inkorrekt.
Zu seiner Unterstützung hat die Chefin von ISIS und Archers Mutter, die herrische Malory (Jessica Walter), eine Reihe an bizarren Agenten und office-drones eingestellt, die dem guten Archer mehr oder weniger hilfreich zur Seite stehen. Da wäre einmal die "zweitbeste" Agentin von ISIS, Lana Kane (Aisha Tyler), die nicht ganz zu Unrecht mutmaßt dass Archer nur aufgrund der Tatsache dass er Malorys Sohn ist zum Top-Agenten gemacht wurde. Sie ist eine martial arts Spezialistin (wobei ihr ihre ungewöhnlich großen Hände sehr hilfreich sind) und war früher einmal mit Archer liiert.

Desweiteren gibt es noch den schwulen Agenten Ray Gilette (gesprochen vom Creator der Show, Adam Reed), den vom Buchhalter zum Agenten aufgestiegenen Cyril Figgis (Chris Parnell), die völlig durchgeknallte Sekretärin und Milliardenerbin Cheryl/Carol/Crystal Tunt (mit einem Hang zu S/M und leicht shizophrenen Anwandlungen, gesprochen von Judy Greer), den mad scientist Dr. Krieger (der mit einem Hologramm von einem japanischen Schulmädchen verlobt ist und von Lucky Yates gesprochen wird), die human ressources-Direktorin Pam Poovey (die eine Tratschtante vor dem Herrn ist und nebenher illegale Strassenrennen fährt, gesprochen von Amber Nash) und der wandelnde bulletsponge Brett Buckley um nur mal die wichtigsten zu nennen.
Archers Antagonisten sind genauso bunt und bekloppt wie seine Mitstreiter: Russen, CIA, ausgeflippte Weltraumpioniere, Druglords, schwarze Juden, Cyborgs, Piraten, you name it. Das an alte James Bond Filme angelehnte Setting und der leicht aus der Zeit gefallene Machismo Archers sorgen für jede Menge Lacher, genauso wie das gekonnte Spiel mit Stereotypen, die teils haarsträubenden story archs und die skurrilen Figuren.

Wenn der Superagent zum Beispiel in den Alpen die Swiss Miss beschützen soll - ein verwöhnter, minderjähriger Paris Hilton Verschnitt - ist sein Hauptproblem nicht seinen Schützling vor Ungemach zu bewahren, sondern die Avancen der minderjährigen abzuwehren und seine Kollegen davon zu überzeugen, das nicht er das Mädchen verführt sondern sie ihn. Dies wird aber dadurch erschwert, dass die junge Dame immer gleich "rape!" schreit (im übertragenen Sinne) wenn sie und Archer wiedereinmal in einer zweifelhaften Pose erwischt werden.
Ein weiteres Highlight der Serie ist meiner Meinung nach der Umstand, dass die Charaktere und ihre Hintergrundgeschichten sich kontinuierlich weiterentwickeln und diese Entwicklung in der Regel dazu führt, dass Archer Probleme bekommt. Ich will an dieser Stelle nicht zu sehr spoilern, aber Entwicklungen wie die, dass aus einem Hollywood Star zuerst eine russische Agentin wird, dann Archers Verlobte und schließlich ein Cyborg, der sich mit Archers Nemesis aus dem Staub macht, hat es so auch noch nicht gegeben.

Cast von Archer auf der Comicon 2010 (©jen)

Ich könnte hier jetzt noch lange von Archers Abenteuern schreiben ohne das mir langweilig wird, aber wie gesagt, ich will nicht zu sehr spoilern. Jedenfalls ist die Show eine erfrischende Abwechslung zu den kreuzbraven Simpsons oder dem albernen family guy. Nicht das ich diese Serien deshalb schlecht finde, aber Archer ist phantasievolles, intelligent gemachtes Entertainment, wie man es nur alle paar Schaltjahre mal im Fernsehen findet.Wozu ich nix sagen kann ist die deutsche Synchro, sowas tu ich mir nämlich seit den Simpsons garnicht mehr an.

Fazit: 9/10 Because, that's how you get ants!