Mittwoch, 20. Mai 2015

Ex Machina

Ex Machina ist ein Science Fiction Film von Alex Garland (das Regiedebut des Autors der [Dreh-]Bücher zu the beach, Dredd und 28 days later), der von dem jungen Coder Caleb (Domhnall Gleeson) handelt, welcher in einem Wettbewerb eine Woche Aufenthalt im Ferienhaus seines exzentrischen Bosses Nathan (Oscar Isaac) gewinnt. Als er dort ankommt, stellt er aber schnell fest, dass er eigentlich vor Ort ist um an der künstlichen Intelligenz Ava (Alicia Vikander) im Körper eines weiblichen Roboters den Turing Test durchzuführen und nicht um Urlaub zu machen.


Ohne hier zu viel spoilern zu wollen kann ich von dem Film nicht wirklich viel erzählen. Nur so viel sei gesagt, weil es die logische Folge aus dem Plot ist: Natürlich dauert es nicht besonders lange, bis Caleb Gefühle für den schönen Roboter entwickelt und schließlich versucht seine damsel in distress aus ihrer Notlage zu befreien. Der Cast besteht im wesentlichen aus vier Schauspielern, die ihre Rollen sehr gut (Gleeson) bis hervorragend (Vikander) meistern. Neben Caleb, Ava und Nathan hält sich in der hochtechnisierten Berghütte, die eigentlich ein Forschungslabor ist, nur noch die japanische "Assistentin" Kyoko (Sonoya Mizuno) auf, die kein englisch spricht und auch ansonsten alle Wünsche des Hausherrn von seinen Augen abliest und von diesem zum Dank behandelt wird wie eine Sklavin.

Obwohl der Film oberflächlich betrachtet nichts wirklich neues zum Thema Menschwerdung von künstlicher Intelligenz zu bieten hat und wenige Überraschungen in dieser Hinsicht vorkommen, werden doch ganz andere, tiefer in die menschliche Psyche eindringende, Punkte thematisiert, die mir erst beim anschließenden Nachdenken über den Film aufgegangen sind. Sexismus und das selbstverständliche Einordnen in Rollenbilder und Hierarchien anhand von Geschlecht und sozialem Status.

Während Caleb die wunderschöne Ava analysiert um ihre Menschlichkeit zu testen, ordnet er sie sehr schnell in die Kategorie "Prinzessin, die aus ihrem Käfig befreit werden muss" ein (nicht zuletzt weil sie halt die Optik einer wunderschönen Frau hat) während er die von seinem Boss miserabel behandelte Kyoko praktisch kaum registriert, da der ihm übergeordnete Nathan seinen "Besitzanspruch" von Anfang an deutlich macht. Sie, die Frau ohne Sprachkenntnisse und in einer eigentlich ebenso dramatischen Lage wie Ava, wird von Caleb regelrecht objektiviert und ignoriert. Er stellt sich bei ihr gar nicht erst die Fragen, die er sich bei Ava stellt: Ist Kyoko ein menschliches Wesen? Sind ihre Gefühle etwas wert? Ist sie es wert wie ein menschliches Wesen behandelt zu werden? Ist ihr Leben und Wohlbefinden wichtig? Sie "gehört" zu Nathan, das geht ihn, den Untergebenen nichts an. Bei Ava hingegen kann er ohne die Hierarchie zu brechen den Knight in shining armor abgeben und sein "Beschützer-Programm" abspulen.

Man kann sagen, dass sich die Frauen im Film erst die Zuneigung des "Helden" verdienen müssen, um zu beweisen, dass sie menschlich genug sind damit er sich dafür interessiert, wie sie von anderen behandelt werden. Und für ihn geht es darum der "Held" zu sein um die Zuneigung der "Prinzessin" zu verdienen, indem er einfach nur anerkennt dass sie ein lebendes Wesen ist und einen Wert hat. Der Grad des "Falschseins" der Misshandlung hängt davon ab wie der Held für die Frau empfindet die misshandelt wird und ihre Zuneigung wird von ihr erwartet, berechtigt allein durch den simplen Fakt dass er sie als Person anerkennt.

Aber das ist nicht alles was der Film anspricht. Neben den selbstgerechten und hohlen Erwartungen die die beiden männlichen Charaktere aus der Technischen Industrie an Frauen stellen wird auch der Umgang der Gesellschaft als Ganzes mit Technologie und Geschlechterrollen thematisiert. Aber das jetzt hier ohne Spoiler zu versuchen darzulegen ist noch schwerer als das was ich vorher schrieb, deshalb lass ich es an der Stelle mal dabei bewenden und spreche hier nur eine uneingeschränkte Empfehlung aus für Ex Machina.

8 von 10 - der Film ist klasse und bietet jede Menge food for thought.

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