Mittwoch, 17. Juni 2015

The Witcher 3 - The Wild Hunt

Ich hatte ja letzte Woche schon erwähnt, dass ich angefangen habe das neue Rollenspiel von CD Projekt Red zu spielen. Hier ist also jetzt ein (vorläufiger) Bericht darüber, was ich von dem Spiel denke.

Vorweg muss ich erwähnen dass der gute Geralt - die Hauptfigur des Spiels - dem PC des geneigten Rollenspielers schon einiges abverlangt. Eine halbwegs aktuelle 4-Kern CPU jenseits der 3 GHz, 6 GB RAM und eine GeForce GTX 660, bzw. AMD 7870 sowie 35 GB sind die angegebenen Mindestvoraussetzungen um das Spiel überhaupt spielen zu können. Um in den vollen Genuss der Grafikpracht zu kommen, die CDPR abgeliefert haben, sollte es aber schon einiges mehr an Rechenpower sein. ein Core i7 oder der FX 8350 und eine GTX 770/R9 290 werden empfohlen (Ich spiele mit einem FX8320 und der neuen GeForce GTX 960/4GB und 8 GB RAM und es sieht verdammt gut aus, auch wenn ich "nur" in 1080p spiele). Und selbst da ist noch jede Menge Luft nach oben, denn die Programmierer von CDPR reizen aktuelle Hardware traditionell voll aus bei ihren Games und das wirkliche eye-candy bekommt man meist erst mit der nächsten Hardware-Generation zu Gesicht. Aber genug Techno-babbel, kommen wir zum eigentlichen Spiel.


Wer reitet so spät durch Wind und Nacht?
Es ist der Vater, es ist gleich Acht
Wie schon in den vorigen Titeln der Reihe, begleiten wir den Witcher Geralt of Rivia und seine Freunde und Feinde bei ihren Abenteuern in einer mittelalterlichen Welt. Es handelt sich bei den Witcher-Spielen um eine Adaption der Fantasy-Welt aus der Feder des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski. Die Bücher sollen sehr gut sein, ich muss aber gestehen keins davon gelesen zu haben. Geralt ist, wie alle Witcher, ein Monsterjäger, der durchs Land zieht und seine Dienste jedem anbietet der monströse Probleme hat (die nicht immer mit tatsächlichen Monstern im Wortsinn zu tun haben müssen) und bereit ist den Witcher für seine Dienste zu entlohnen.



Das erste Spiel der Reihe fiel mir 2007 ursprünglich vor allem dadurch auf dass es in Deutschland uncut veröffentlicht wurde, während die Amis sich mit einer geschnittenen Version begnügen mussten. Das lag nicht daran dass der deutsche Zensor pinkeln war, wie Fefe wohl sagen würde, sondern vielmehr daran, dass das Spiel ein erwachsenes Publikum ansprach, wenn auch ein eher spätpubertäres. Sprich es gab neben Monster metzeln auch die Möglichkeit mit allerlei weiblichen Charakteren zu... interagieren. Es ging nicht um explizite Szenen (die kamen erst in späteren Teilen der Serie), sondern darum die Damen durch Geschenke und/oder gelöste Mini-Quests zu betören, damit sie Geralt schließlich in ihr Bett ließen. Zwar sind alle Witcher zeugungsunfähig, aber dass heißt ja nicht dass sie deshalb ein sexloses Leben führen würden. Die zu dieser "Spielmechanik" gehörenden Sammelkarten mit nackigen Mädels drauf lösten jedenfalls diese seltene Konstellation aus, dass das Game in Deutschland uncut war und für den nordamerikanischen Markt zensiert werden musste.


Yay, Titties! (erm, sorry for that)
Naja, über das schizophrene Moralempfinden der Amerikaner könnten (und wurden vermutlich auch schon) Bücher geschrieben werden. Jedenfalls war das erste Spiel der Witcher-Reihe das erste (Rollen-)Spiel welches es mir ermöglichte Sex mit Computerspielcharakteren zu haben (in a way). GTA 3 und sein Hot-Coffee-Mod zählen nicht.

Aber der Sex ist nicht der Grund warum ich mir das Spiel damals zulegte und warum ich die Witcher Spiele bis heute wirklich sehr mag. Denn wenn auch das erste Spiel noch jede Menge Ecken und Kanten hatte, so war es doch ein mitreißendes Spielerlebnis. Die Story war sehr gut und spannend, die Charaktere sympathisch und, für ein Computerspiel, gut entwickelt und es machte Spaß die Monster zu killen.

My first monster
Allerdings war das Monster killen IMHO beim ersten Spiel auch gleichzeitig der größte Schwachpunkt. Die Kampfmechanik war elend kompliziert, ungenau und sorgte oft für Frust. Ebenso war das Zaubertränke brauen ein epischer Akt, der eher was für Leute mit Zwangsstörungen ist. Diese Fehler waren im zweiten Teil größtenteils behoben und das Kampsystem machte deutlich mehr Spaß als im ersten. Außerdem war die Story im zweiten Teil so verzweigt, dass man fast die Hälfte des Spiels eine komplett andere Handlung hatte, je nachdem welche Entscheidungen man traf.


So, das war jetzt auch genug des Vorspiels, kommen wir zum aktuellen Teil der Witcher-Trilogie. Man beginnt das Spiel mit einem recht langen Cinematic, das nahtlos in das Tutorial übergeht. Wir lernen Geralt und seine Freundin, die Magierin Yennefer kennen (nur für den Fall dass wir sie nicht sowieso schon kennen) die in Kaer Morhen, einer alten Witcher-Burg leben. Mit ihnen leben in der Burg unter anderem die junge Ciri, eine Witcher-Schülerin, und Vesemir, der Trainer und ein alter Freund Geralts. Während wir Ciri trainieren lernen auch wir die Grundzüge des Kampsystems, welches im Vergleich zu den älteren Titeln der Serie noch einmal vereinfacht (oder konsolifiziert, scnr) wurde. Doch plötzlich geschieht etwas eigenartiges, die Luft verändert sich, aus dem lauen Sommertag wird ein eiskalter Wintersturm. Die "Wild Hunt", bekannt aus dem Vorgänger-Titel, taucht auf und entführt die kleine Ciri und die gesamte Burg ist plötzlich wie ausgestorben, niemand mehr da, nur noch Schatten.

Und dann wacht Geralt am Lagerfeuer neben seinem alten Kampfgefährten Vesemir auf und wir erfahren dass alles nur ein Traum war. Ciri verschwand schon vor längerer Zeit und Geralt und Yennefer sind auch nicht mehr zusammen. Überhaupt hat sich einiges geändert seit dem Ende des letzten Teils. Das Land ist vom Nilfgaardian Empire besetzt worden und versinkt langsam aber sicher im Chaos. Geralt und Vesemir folgen einer Spur um Yennefer und schließlich auch Ciri wiederzufinden. Und so beginnt das neue Abenteuer mit dem Witcher.

Das Inventar
Rollenspieltypisch dauert es auch nicht lange bis wir auf die erste Gruppe an Monstern stoßen, die natürlich für die beiden Witcher keine allzu große Gefahr darstellen und schnell gemeuchelt sind. So lernen wir beim looten der Kadaver dann auch noch ganz nebenbei das Inventar kennen, welches besser ist als im Vorgänger (und wesentlich besser als z.B. das Vanilla-Inventar von Skyrim, btw), aber immer noch Schwächen aufweist, vor allem beim handeln.

Kurz darauf kommen wir im ersten Kaff an und begeben uns dort auch gleich in die Kneipe um den Staub der Straßen mit lecker Vodka herunterzuspülen. In der Kneipe erfahren wir dass es auch im neusten Witcher Teil wieder ein Minigame gibt, mit dem man seine Reisekasse auffüllen kann. Zum Glück nicht mehr das blöde Würfelpoker Ding aus den anderen Teilen, sondern eine Art Sammelkartenspiel, das wirklich richtig Spaß macht. Außerdem, aber das erfährt man erst etwas später im Spiel, kann man sich auch wieder prügeln um seine Kasse aufzubessern.

Viel Gegend hat's hier
Neu hinzugekommen ist die Möglichkeit an Pferderennen teilzunehmen. Auch eine nette Abwechslung für zwischendurch. Überhaupt gibt es so viel nebenher zu entdecken und sehen, dass es mir schon passiert ist dass ich zwei Stunden gespielt habe ohne eine Quest zu erledigen.
Man kann auch mal eine Viertelstunde oder länger nur durch die Gegend reiten und die großartige Landschaft bewundern, der Sonne beim wandern über das Meer zugucken oder nur dem Wind wie er durch die Bäume weht. Das Spiel ist Grafik-Porno ohne Ende. Die quasi Open World Struktur der Map (die übrigens gut 20% größer sein soll als die von Skyrim), deren atemberaubende Schönheit nur dann kurz unterbrochen wird wenn man von einem der teils riesigen Gebiete ins nächste reist, erlaubt es dem Spieler eine gefühlte Ewigkeit lang durch die Landschaft zu gondeln ohne das es dabei langweilig wird.

Das Bestiarium
Die Stärke der Monster denen man dabei über den Weg läuft ist übrigens nicht dynamisch, d.h. wenn man einem Drachen begegnet, dessen Level mehr als ein paar wenige Nummern über dem eigenen liegt, dann macht man besser einen langen Schuh, denn sonst wird aus dem Monster-Jäger ruck-zuck Monster-Chappi. Zwar geht die Konsolifizierung des Spiels so weit, dass Geralts Lebensenergie sich in den unteren Schwierigkeitsgraden beim Meditieren wieder auffüllt. Aber was ein echter virtueller Monster Jäger ist, der spielt auch nicht auf den Kinder-Schwierigkeitsgraden. Da muss es schon mindestens Blood, sweat & tears sein, oder gleich Death march. Bei diesen Stufen ist nix mit automatischer Energie-Wiederherstellung, da geht das nur mit Tränken, trinken oder essen. Auf den Dark Mode mit Permadeath aus dem vorherigen Titel hat CDPR allerdings dieses Mal verzichtet (bis jetzt). Außerdem sind die Monster wesentlich widerstandsfähiger und teilen auch mehr aus. Man muss also zu jeder Zeit darauf achten gut mit Zaubertränken ausgestattet zu sein oder jede Menge (meist rohes) Fleisch und/oder Wasser am Start zu haben.

Es gibt, soweit ich das bisher überblicke, kein Party-System wie in anderen Rollenspielen, man ist üblicherweise alleine unterwegs, oder läuft hin und wieder hinter einem Quest-Geber her, der einen irgendwo hin führt, wo man dann Monster-(oder auch mal Banditen- oder Soldaten-)Schaschlik machen kann. Generell finde ich die immersion (wie der Ami sagt) in dem Spiel hervorragend. Wenn ich zehn Minuten mit Geralt von Rivia unterwegs bin habe ich alles um mich herum vergessen und bin für die nächsten paar Stunden nicht ansprechbar. Und ich muss mich nach etlichen Stunden spielen jedes mal dazu zwingen aufzuhören und nicht noch grade die nächste Quest zu machen, oder bis ins nächste Dorf zu reiten um herauszufinden was mich dort erwartet. Überhaupt ist die gesamte Spielwelt sehr lebendig, überall wuselt es mit kleinen oder größeren Viechern und Monstern. Der Einzige kleine Schwachpunkt ist dass sich die Unterhaltungen der Dorfbewohner gern mal überschneiden, so dass man nur die Hälfte mitbekommt, aber da das Repertoire der NPCs sowieso eher eingeschränkt ist, kann man den Rest der Unterhaltung dann eben beim nächsten mal wenn man vorbei kommt hören.

Das Charakter-Menu
Die Main Quest line ist sehr interessant soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, ich bin aber noch nicht besonders weit gekommen, weil ich mich ständig von irgendwas ablenken lasse und lieber die Gegend erkunde und auf Schatzsuche gehe als mich mit der Hauptgeschichte zu befassen. Man begegnet auch neben alten Liebschaften anderen Bekannten aus den vorangegangenen Teilen, die dann mehr oder weniger kurze Nebenquests auf Lager haben. Die Detailverliebtheit des Spiels stellt andere Genre-Größen locker in den Schatten (looking at you, Skyrim), selbst wenn man von der bombastischen Grafik-Pracht einmal absieht. Alles in allem ist an dem Spiel sehr wenig auszusetzen, einzig das nicht perfekte Inventar und die für meinen Geschmack etwas zu sehr auf Konsolen-Spieler ausgelegte (sprich: vereinfachte) Charakterentwicklung, sind -sehr- kleine Wermutstropfen in einem ansonsten fast perfekten Rollenspiel. Ich für meinen Teil werde den Witcher 3 nicht deinstallieren ehe nicht das letzte Monster geköpft, gegrillt, oder sonstwie zerlegt worden ist.

P.S.: Ich habe auch noch ein paar (sehr kurze und Spoiler-freie) Videos, aber weil die blogger software sich wieder weigert die Bilder da zu platzieren wo ich sie hin haben will und mir die Lust so langsam vergeht, werde ich die nachreichen wenn ich mich wieder abgeregt habe.

Update:

Ich hasse Youtube und ich hasse den Windows Moviemaker. Und sie hassen mich, aber ich habs trotzdem irgendwie geschafft ein Video mit halbwegs vernünftiger Bildqualität hochzuladen, ätsch Youtube! Warum ich kein Bild am Anfang hab weiß ich nicht, normal müsste das auch angezeigt werden, aber egal. Bitte sehr:


4 Kommentare:

  1. Ich brauch erst mal ne Playse 4. Mein PC hat museumscharakter und wird nicht mehr erneuert. Danke fürs Review, auf den Witcher freu ich mich ganz besonders.

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    1. Sehr gern geschehen. :-)
      PS4 kommt für mich nich in Frage, bin PC-Purist. Ich brauch meine eierlegende Wollmilchsau. Wenn man da vernünftig einkauft und zukunftssicher, dann kommt einen das auch nich wesentlich teurer wie ne Konsole und man kann viel mehr mit anfangen. Außerdem hasse ich diese Gamecontroller. So kann man doch keine Spiele spielen (außer vielleicht Racer und Plattformer) ;-)

      liebe Grüße

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  2. Ich hab' es ja befürchtet: Die Konsolenkacke lässt fein grüßen, denn nichts ist in diesem Bereich so profitträchtig wie die künstlich erzeugte "Nachfrage" nach weiteren albernen Geräten, die dasselbe - wenn auch weitaus weniger gut - wie ein handelsüblicher Computer tun.

    Das schmälert meine Lust auf das Spiel doch ungemein, zumal mir eine "tolle Grafik" in solchen Spielen ohnehin eher egal und sie auf irgendwelchen Konsolen sowieso stets minderwertig ist.

    Ich finde es eher befremdlich, dass es heute tatsächlich so furchtbar viele Deppen gibt (nein, nicht Du, Hubert!), die diesen kapitalistischen Mist klaglos mitmachen - nach dem wirren Motto: "Ich habe zwar einen Kühlschrank, brauche aber dennoch unbedingt einen zweiten, um auch meine Spezial-Wurst aus Fleischabfällen kühlen zu können, die zwar auch im normalen Kühlschrank aufbewahrt werden könnte, von der lieblichen, allgemeinwohlorientierten Industrie aber so modifiziert wurde, dass man eben einen neuen Kühlschrank dafür braucht." Und die Lemminge kaufen den Mist wirklich.

    Wer diesen Scheiß klaglos mitmacht, verdient einen derben Tritt vors Schienbein und einen lustigen Eselshut fürs Haupt - sorry, Kiezi alias µnÐ3rÐ09! ;-)

    Vielen Dank, Hubert - ich weiß jetzt, dass ich getrost warten kann, bis auch dieses Spiel für einen Appel und ein Ei verschleudert wird. Ich verpasse offensichtlich nichts. Wieder ein Problem der gesellschaftlichen Teilhabe weniger. ;-)

    Liebe Grüße!

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    1. Im Prinzip geb ich dir Recht. Die Konsolitis bei den Spiele-Herstellern is zum Kotzen. Aber CDPR ist wirklich noch einer der sich Mühe gibt wirklich beiden Welten gerecht zu werden und das auch einigermaßen schafft.
      Es gibt zwar im Bestiary und im Glossar so ein ätzendes Scrollmenu, aber zumindest im Inventar haben sie sich ein bisschen Mühe gegeben. Also es lässt sich so gut spielen. Skyrim zum Beispiel war da wesentlich schlimmer. Ohne Mods konnte ich das nicht spielen, so Scheiße war da die Menüführung und die Grafik.

      Knackig schwer is es auf der zweitschwersten Stufe auch, kannst dir ja mal das Video angucken was ich jetzt nachreiche. Und das ist nicht der schwerste Fight gewesen den ich da hatte, und auch nicht der längste.
      Ist halt nur schade dass sie die Charakterentwicklung so verkrüppelt haben, und das Tränke-System is auch irgendwie komisch, aber das ist wirklich jammern auf hohem Niveau. ;-)

      Also meiner Meinung nach haben die Jungs noch gerade so die Kurve gekriegt mit der Portierung, außerdem muss man ihnen immer zugute halten dass sie einer der wenigen AAA-Entwickler sind, die noch DRM-freie Spiele herausbringen.

      Zum Thema "Wurstspezialkühlschrank": Da hast du natürlich recht, ich finde das auch scheiße, aber irgendwo müssen die Leute mit "disposable income" ja hin mit ihrem Geld, lass sie doch. :-D

      liebe Grüße zurück

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