Mittwoch, 21. Oktober 2015

Eskapi(tali)smus der Woche oder: Wenn der Kunde mal wieder der Depp ist.

Das ich Computerspiele mag dürfte kein Geheimnis sein. Das ich, um diesem Hobby weiter frönen zu können, quasi Valve und seiner Plattform Steam gegen besseres Wissen mein Vertrauen geschenkt habe auch nicht. Steam bekommt, und das ist keine Übertreibung, mein komplettes "Entertainment-Budget" (von vielleicht 30€ pro Quartal). Und ich bin im Allgemeinen zufrieden damit. Wenn man sich auf die Summer-, Winter-, wasweißich-sales beschränkt und keine topaktuellen Titel braucht, dann ist Steam (und eventuell das Humble Bundle) die Plattform der Wahl und recht günstig obendrein. Hinzu kommen die Community-Funktionen, die, besonders für Multiplayer-Fans, eine große Bereicherung sind. Und Multiplayer-Fan bin ich, mal mehr mal weniger. Aber um Steam selbst soll es hier gar nicht gehen.



Eines der Multiplayer-Spiele bei Steam ist der Coop-Shooter Payday 2, den ich seit ca. zwei Jahren regelmäßig mit Freunden spielte (Hier habe ich schon einmal über das Spiel berichtet). Ich schreibe in der Vergangenheitsform, weil mir und den Kollegen seit vergangener Woche der Spaß am Spiel ganz gehörig vermiest wurde. Letzte Woche ist nämlich das sogenannte Crimefest gestartet, ein jährliches Event an dem Overkill Software -die Entwickler des Spiels- seine treuen Fans mit gratis Goodies wie neuen Waffen oder Heists belohnt. So weit so gut. Dieses Jahr jedoch entschied sich Overkill (oder vielleicht doch eher der Publisher Starbreeze Studios?), ohne Vorwarnung das eh schon vor kostenpflichtigem DLC strotzende Angebot zu "erweitern" und führte, entgegen früherer Versprechen der Verantwortlichen, Microtransactions ins Spiel ein.
Ich habe das Geschäftsmodell von Payday 2 bisher immer verteidigt, weil die über 25 DLCs (einzeln zum Vollpreis um die 110€, plus 20€ für das Basis-Spiel) nicht zwingend nötig waren um das komplette Spiel zu genießen (wenn man mal von ein oder zwei Waffen-Packs absieht, die für höhere Schwierigkeitsgrade ziemlich essentiell sind). Ich betrachtete dieses System eine Zeit lang sogar als das einzig halbwegs faire DLC-Modell am Markt, da es durch die Möglichkeit Kauf-Inhalte zu spielen ohne sie selbst zu besitzen die Community nicht in Haves und Have-nots geteilt hat. Auch und besonders das Versprechen auf Microtransactions zu verzichten war für mich mit ein Grund das Spiel zu unterstützen und auch etliche der DLCs zu kaufen.

Ich fände ja pay2day oder pay2win-day besser, aber Payday2 Global Offensive is auch nicht schlecht

Nun wurde ich durch diesen Vertrauensbruch unsanft wieder auf den Boden der Realität zurück geholt. Da haben die doch nicht nur von jetzt auf gleich ein ähnliches System eingeführt wie CS:GO (bei dem es allerdings keine kostenpflichtigen DLCs gibt). Nein sie gehen sogar noch weiter. Aktuell kann man im Spiel Safes finden und um diese Safes zu öffnen braucht man einen "Spezialbohrer", den man für 2,20€ kaufen muss. In diesen Safes befindet sich dann ein zufällig ausgesuchter Skin für Waffen, der die Statistik dieser Waffen verbessert (z.B. mehr Schaden oder weniger Streuung usw.). Das allein wäre ja schon schlimm genug -Stichwort pay2win- aber es wird noch besser: Im Vorfeld der Einführung des neuen Systems wurden die Attribute der Waffen angepasst, vorgeblich um das balancing zu verbessern. Tatsächlich aber wurden die Waffen ge-nerfed. Um wieder auf die original Stats zu kommen braucht man dann halt die kostenpflichtigen Skins aus den Spezial-Safes. What a dick-move Overkill.

Diese kostspieligen Bohrer waren zunächst auch nicht ingame zu erhalten, man musste sie für die erwähnten zwozwanzich im Steam-Store kaufen. Allerdings löste Overkill mit dieser Aktion einen solchen Shitstorm aus (Zig Tausend Spieler änderten ihre Bewertung des Spiels bei Steam, die Foren wurden mit Kritik geflutet und in Folge dessen zensiert, reddit tobte - Shitstorm halt), dass heute die Möglichkeit eingeführt wurde diese Bohrer auch als ingame-Belohnung zu erhalten. Aber das ist, wie der Ami sagt, too little, too late. Das Vertrauen ist weg und dies war definitiv das letzte Mal dass ich ein Spiel von Overkill gekauft habe. Die sind mit dieser Aktion auf meiner Shitlist gelandet, gleich hinter EA und Ubi$oft. Ich würde mich auch kein bisschen wundern, wenn die Schlipsträger bei Overkill Software diesen Backlash eingeplant hatten und das jetzige, teilweise, zurückrudern zum Plan gehört, so nach dem Motto "Lass sie sich ein bisschen aufregen, dann tun wir so als würden wir auf die Community hören und bringen die Bohrer als Loot-Drop ins Spiel - natürlich mit einer unverschämt niedrigen Drop-Rate, aber das merken die Schafe ja eh nicht - und alles ist wieder in Butter"


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