Donnerstag, 2. April 2015

Positive Entwicklung

Die BundesreGierung feiert sich auf ihrer Fratzenbuch-Seite (Achtung Link führt zu Facebook, duh) für "unter 3 Millionen" Arbeitslose. Na das ist doch mal eine Meldung! So werden sich die social media Spezialisten des Bundespresseamts gedacht haben als sie sich dieses tolle Bildchen auf ihre Seite geklebt haben.
Fuck Yeah! Das System funktioniert!

Dumm nur dass sich das undankbare Bürgerpack im Internet nicht so recht mit dem Propaganda Team des BPA freuen will und deshalb die Kommentare praktisch durchweg von eher kritischer bis zynischer Natur sind. Naja wen wundert's, hat doch der paritätische Wohlfartsverband unlängst in seinem jährlich erscheinenden Armutsbericht ein eher düsteres Bild unserer Republik gemalt. 12,5 Millionen Menschen leben nach dessen Erhebungen in Deutschland unter der Armutsgrenze.

Woher kommen nur diese ganzen Armen, habe ich mich gefragt, wenn es doch nur knapp drei Millionen Arbeitslose in Deutschland gibt? Nun, einen Teil dieser Armen werden die sogenannten working poor ausmachen, also die armen Schweine, die trotz Erwerbsarbeit nicht genug verdienen um damit sich und ihre Familien ernähren zu können. Diese Millionen von abgehängten des Kapitalismus, die sich mit Minijobs irgendwie durchkämpfen oder sich von Praktikum zu Praktikum hangeln. Einige immer noch in der Hoffnung irgendwann aus dem ewigen Hamsterrad ausbrechen zu können, während andere ihre Armut schon als quasi gottgegeben hinnehmen und sowieso morgens nur aufstehen um die Zeit bis sie endlich tot umfallen irgendwie herum zu bekommen.

Wenn man sich auf der Suche nach den Armen in Deutschland statt der offiziellen Arbeitslosen-Zahlen einmal andere Zahlen anguckt wird das Bild von der Armut in Deutschland ein wenig klarer. So gibt es aktuell ungefähr 6,1 Millionen Hartz IV- und Sozialgeld-Empfänger (eine Zahl die sich übrigens seit 2011 kaum mehr verändert hat, trotz der ganzen tollen neuen Arbeitsplätzchen und der "positiven Entwicklung" auf dem Arbeitsmarkt). Hinzu kommen rund 1,6 Millionen Kinder bis 14 Jahre, die in sogenannten "Bedarfsgemeinschaften" leben. Das sind die einzig gesicherten Zahlen die ich mit meinem google-fu herausfinden konnte. Hinzu kommen rund 2,9 Millionen unterversorgte Rentner (im Jahr 2009 laut einem focus-Bericht 11,5% aller Rentnerhaushalte bei ~25 Mio Rentnern). Der Rest dürften diejenigen sein, die, egal ob aus Scham oder Unwissenheit, keine Unterstützung beantragen und sich halt irgendwie versuchen über Wasser zu halten. 


Um nach dieser kurzen Zahlenjonglage noch einmal den Bogen zurück zu Facebook und dem Auftritt der "Bundesregierung" dort zu schlagen: Wenn die kolportierte "positive Entwicklung" darin besteht hunderttausende Menschen mehr in dead-end jobs zu zwingen, wenn mensch sich trotz Vollzeit-Arbeit nichts leisten kann, während sich die Wirtschaft auf dem Rücken der Gesamtgesellschaft gesund stoßen darf, dann darf man sich auch nicht wundern wenn aus der Bevölkerung, trotz marketingtechnisch einwandfreier Arbeit, statt Dankbarkeit nur Spott und Anfeindungen kommen. Vielmehr sollten die Damen und Herren froh sein, dass sie vom Wahlvieh nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit faulem Obst (oder etwas "massiveren" Wurfgeschossen) beworfen werden.

Wäre nicht ein so großer Teil der Gesellschaft damit beschäftigt Handys zu streicheln und Proleten-Fernsehen zu gucken, während sämtliche sozialen Errungenschaften der letzten 200 Jahre nach und nach auf dem Altar der Globalisierung und Wirtschaftsinteressen geopfert werden, dann könnte es sehr schnell sehr gefährlich für unsere politischen "Eliten" und deren Spezis in der Wirtschaft werden. Aber das wissen diese Eliten natürlich auch, und tun alles dafür, dass es nicht so weit kommt.

So werden z.B. gesetzliche Grundlagen geschaffen um das Militär auch im Innern einsetzen zu können. Und um zu verhindern, dass sich die Soldaten aus Solidarität eventuell weigern könnten auf ihre Landsleute zu schießen, werden Abkommen mit den EU Partnerländern abgeschlossen (Stichworte Lissabon-Vertrag, EuroGendFor). So könnten dann etwaige Aufstände hier in Deutschland in Zukunft zum Beispiel von französischen oder spanischen Truppen niedergeschlagen werden.
Nebenher bastelt das EU Parlament an einer Anti-Whistleblower-Gesetzgebung, die es Journalisten rechtlich unmöglich machen könnte "Unternehmensgeheimnisse" zu enthüllen.

interessante Zeiten, in denen wir hier leben. Und es könnte schon bald noch interessanter werden...

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